Die Mikwe ist ein Tauchbad, das jüdischen Frauen und Männern zur rituellen und geistigen Reinigung des Körpers dient. Sie ist eine der ältesten und wichtigsten Institutionen des Judentums. Das Wasser in der Mikwe (hebräisch für versammeln/ansammeln) muss aus lebendigen Quellen stammen, also etwa fliessendes Regen- oder Quellwasser sein. Bis heute spielt die Mikwe eine zentrale Rolle im jüdischen Leben. Viele Fromme nehmen vor Fest- und Fasttagen ein rituelles Tauchbad. Personen, welche zum jüdischen Glauben übertreten, sind zum Untertauchen in der Mikwe verpflichtet, ebenso Frauen nach der Menstruation und nach einer Geburt. Auch aus nichtjüdischer Hand erworbenes oder rituell unrein gewordenes Geschirr muss der Zeremonie des Untertauchens unterzogen werden.
In der Schweiz stehen unter anderem in den Städten Genf, Basel, Luzern oder Zürich Mikwen zur Verfügung. Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft gibt es einen regen Diskurs über Sinn und Zweck von Mikwen in der aktuellen Gesellschaft, wobei durchaus kontroverse Positionen vertreten werden. Der regelmässige Besuch des Ritualbades wird fast ausschliesslich im orthodoxen Milieu praktiziert. Jedoch entdecken moderne jüdische Bewegungen die Mikwe zunehmend als ein Spa der spirituellen Erneuerung.
Hinter den sorgfältig platzierten, hochliegenden Fenstern im Erdgeschoss befand sich das 1867 gebaute rituelle Tauchbad der jüdischen Gemeinde Endingen. Das Bad mit eigener Quelle bestand aus einem Umkleideraum und einem engen, tiefen Becken, zu dem Stufen hinunterführen. Das Becken ist bis heute erhalten geblieben. Es ermöglicht das vom Ritus verlangte vollständige Untertauchen. Im ersten Stock war stets eine Wohnung. Mit der Planung dieses bescheidenen, aber wohlproportionierten Gebäudes, seines dritten in dieser Ortschaft, zeichnete sich Caspar Joseph Jeuch definitiv als «Hausarchitekten» der jüdischen Gemeinde Endingen aus.
Die Mikwe in Endingen ist ein Kernelement von Doppeltür und gibt den Besucherinnen und Besuchern mittels zahlreicher medialer Elemente vertieften Einblick in die verschiedenen Rituale. Sie kann als Bestandteil einer Gruppenführung auf dem Jüdischen Kulturweg oder individuell besichtigt werden (Eintritt für Erwachsene 10 Franken, für Jugendliche/Studenten/AHV-Beziehende 8 Franken, für Familien 25 Franken, für Vereinsmitglieder sowie Kinder bis 6 Jahre kostenlos).
Längsschnitt
Hebebühne südlich der Mikwe (©Alex Spichale)
Tauchbad (©Alex Spichale)
Die Leitmetapher Wasser wird zur Strukturierung des Ablaufs eingesetzt: Vom «Tauchbad» zu «Bäderwelten».
Blick in die Ausstellung (©Alex Spichale)