(Artikel in der Botschaft, 21. März 2024)
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Sie war gut, die Stimmung an der GV des Vereins Doppeltür. Präsident Lukas Keller gab sich zuversichtlich und signalisierte, dass sich in Sachen Baugesuche eine Art Durchbruch abzeichne. Ein weiterer Grund zur Freude war: Dank einer Statutenänderung ist der Verein ab sofort ein Publikumsverein.
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Die Geschehnisse auf der ganzen Welt vor Augen, unterstrich Präsident Lukas Keller einleitend, dass gerade die Werte, für die das Projekt «Doppeltür» stehe, wichtiger seien denn je: Dialog – gegenseitige Toleranz – Respekt – Integration – das Zusammenleben im Miteinander. Voraussetzung für all das, so Keller sinngemäss, sei, dass die Menschen mit dem Boden vertraut sind, auf dem sie stehen. Wer die Vergangenheit kennt, daraus das eine oder andere lernt und ableitet, es in die Gegenwart transportiert und vermittelt, der hat vermutlich gute Chancen, die Zukunft besser zu meistern. Und genau hier setzt das Vermittlungsprojekt Doppeltür an, immer ausgehend von der jüdisch-christlichen Geschichte des Zusammenlebens im aargauischen Surbtal. «Doppeltür» soll einladen zur Begegnung, an Originalschauplätzen das Entdecken ermöglichen und letztlich, über die Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen, in die ganze Schweiz und über die Grenzen hinaus ausstrahlen.
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Vielversprechende Zeichen
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Ein zentrales Puzzlestück auf dem Weg zum Ziel ist das Begegnungszentrum. Nicht weniger wichtig ist, dass Originalschauplätze und Denkmäler im Surbtal erhalten und zugänglich bleiben, und dass die jüdischen Archive langfristig gesichert werden. Für dies alles setzt sich Doppeltür ein. Das Begegnungszentrum soll direkt am Dorfplatz in Lengnau realisiert werden, in der Liegenschaft am Spycherweg 2. Damit es den Anforderungen an ein modernes Zentrum gerecht wird, ist aber ein recht aufwendiger Umbau notwendig. Das Baugesuch dazu lag vor etwas mehr als einem Jahr öffentlich auf. Im Anschluss waren zahlreiche Fragen zu klären, auch Einsprachen gab es. Die Verhandlungen haben beträchtlich Zeit in Anspruch genommen. Wie Keller am Montagabend andeutete, ist man einer Baufreigabe in den letzten Wochen jedoch bedeutende Schritte nähergekommen. Gut möglich also, dass es diesbezüglich bald gute Nachricht zu verkünden gibt.
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Seit Mai 2022 ist auch die Endinger Mikwe im Besitz von Doppeltür. Sie soll ebenfalls so umgebaut werden, dass sie danach für alle öffentlich zugänglich ist und passend in Szene gesetzt werden kann. Auch dieses Umbauvorhaben lag öffentlich auf, in Endingen gab es jedoch keine Einwendungen. Die Signale, die die Vorstände von Doppeltür in den letzten Tagen vonseiten Gemeinde zu diesem Projekt erhalten haben, stimmen zuversichtlich.
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Jede und jeder darf Mitglied werden
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Wie für eine Generalversammlung üblich, gab es am Montagabend auch zahlreiche formelle Entscheide zu fällen. Protokoll, Jahresbericht und Jahresrechnung 2023 waren zu genehmigen, was in allen Fällen einstimmig geschah. Am bedeutendsten war sicher die Genehmigung der teilrevidierten Statuten des Vereins Doppeltür. Mit der Gründung der «Stiftung Doppeltür» vor zwei Jahren wurde es nun notwendig, die Statuten des ursprünglichen «Verein Doppeltür» anzupassen. Man hätte den Verein auch auflösen können, denn eines seiner Hauptziele – die Gründung einer Stiftung, die genügend Mittel hat, um das Projekt Doppeltür zu stemmen – gilt als grösstenteils erfüllt. Der Vorstand entschied sich aber für die zweite Option, die man in den Originalstatuten weitsichtig ebenfalls als Alternative vorgesehen hatte: Die Umwandlung des Vereins in einen öffentlichen Publikumsverein. Die Öffnung des Vereins nahm man zum Anlass, die Statuten ganz allgemein zu überarbeiten und entschlacken. Unter Zwecke ist neu notiert, dass der Verein – den Lehrplan 21 explizit vor Augen – Einblicke in die aussergewöhnliche Geschichte des Surbtals ermöglichen möchte. Die Anzahl der Vorstandsmitglieder wurde reduziert auf fünf bis sieben Personen, das Patronatskomitee ist neu bei der Stiftung angesiedelt, muss daher in den Vereinsstatuten nicht mehr genannt werden. Die grösste Änderung betrifft die Vereinsmitgliedschaften: Was bislang einem kleinen Kreis verschiedener Institutionen vorbehalten war, ist ab sofort für alle zu haben: Jede und jeder darf Mitglied werden im Verein Doppeltür. Eine Einzelmitgliedschaft ist für einen Jahresbeitrag von 50 Franken zu haben, für eine Familie beläuft sich der Betrag auf 120 Franken pro Jahr. Juristische Personen können für 500 Franken pro Jahr beitreten.
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Wechsel im Präsidium
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An der GV war schliesslich auch der Vorstand wiederzuwählen. Präsident Lukas Keller, der ja auch Präsident des Stiftungsvorstandes ist, gab sein Präsidentenamt ab, er ist neu Vizepräsident. Die Aufgabe der Präsidentin übernimmt ab sofort Esther Girsberger. Sie ist ihrerseits Vizepräsidentin im Stiftungsvorstand. Neben Girsberger und Keller sind weiterhin im Vorstand des Vereins Doppeltür: Jules Bloch, Jonathan Kreutner, Roy Oppenheim, Jacques Picard und Beat Walti. Als permanente, aber nicht stimmberechtigte Gäste an Vorstandssitzungen vertreten sind: Die Abteilung Kultur des Kantons Aargau, die Gemeinde Endingen, die Gemeinde Lengnau und das Historische Museum Baden. Als Kassier weiterhin im Amt bleibt Franz Bertschi. Die Revisionen der Vereinsrechnung übernimmt in Zukunft das Büro AWB Revisionen AG. Aus dem heutigen Vorstand feierlich verabschiedet wurden Carol Nater Cartier und Herbert Bolliger, wobei letzterer krankheitshalber abwesend war.
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Aus der Werkstatt
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Zum Schluss der Versammlung gewährte Projektleiter Beat Heuberger Einblicke zum Stand der Dinge der verschiedenen Teilprojekte des Projekts Doppeltür. Er machte deutlich, dass die einzelnen Module intensiv vorangetrieben worden sind und die verschiedenen Film- und Szenografie-Projekte, die später im Begegnungszentrum Doppeltür umgesetzt werden sollen, gute Fortschritte gemacht haben. Auf Kurs ist auch das Schulprojekt, welches in enger Zusammenarbeit mit den Schulen und mit dem Historischen Museum in Baden entwickelt wird. In zwei Badener Schulklassen wurde getestet, wie man die Inhalte zu Doppeltür ideal vermitteln könnte. Die Ergebnisse sind vielversprechend. Es wurde nochmals nachgebessert im Entdeckungsheft, das für dieses Rahmenmodul den Lehrpersonen dereinst zur Verfügung gestellt werden soll. Das Projekt Mikwe Endingen ist auf die Zielgerade eingebogen, sobald die Baubewilligung vorliegt, möchte man dort loslegen. Neuigkeiten gab es auch zur zweiten erhaltenen Mikwe im Surbtal. Doppeltür hat den heutigen Eigentümern ein Angebot zum Erwerb der Lengnauer Mikwe vorgelegt, dies nachdem es Signale zur Bereitschaft für einen Verkauf gegeben hatte. Ein finaler Entscheid steht noch aus. Ganz zum Schluss war noch vom Geld die Rede. Das Fundraising wird, nach einer Pause, in der man den Entscheid zum Baugesuch «Begegnungszentrum» abgewartet hat, wieder stärker vorangetrieben. Es ist schon sehr viel Geld zusammengekommen für das Projekt Doppeltür, noch ist das Projekt aber nicht vollständig finanziert. Die Stiftung ist jedoch zuversichtlich, dass sie auch die restlichen zwei Millionen Franken noch zusammentragen kann. Für Ideen, Hinweise oder die Vermittlung von Kontakten ist sie aber jederzeit zu haben.
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